April 2009: Durch das große Erdbeben in Italien ist die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wieder auf die (Un)Möglichkeiten der Erdbebenvorhersage gelenkt worden. Insbesondere wird diskutiert, ob die Methode des Italieners Giampaolo Giuliani, der die Radon-Exhalationsrate aus dem Erdboden misst, als verlässliches Prognoseinstrument anzusehen ist. Während auch in Fachkreisen unbestritten ist, dass die Veränderung von Spannungszuständen im Erdinnern (die dann u.U. ein Erdbeben auslösen) einen Einfluss auf die Radon-Dynamik im Erdboden hat, halten viele eine konkrete Vorhersage aufgrund nur eines einzigen Parameters für unmöglich. Das Radon-Signal im Erdboden ist nicht statisch, sondern verändert sich laufend in Abhängigkeit von Witterung (Luftdruck, Temperatur und Wässersättigung), Erdgezeiten und eben auch dem generellen Spannungszustand des Erdbodens. Extreme Anstiege der Radonaktivitätskonzentration sind als Indikator für Erdbeben denkbar, allerdings ist die weltweite Forschung, die an verschiedenen Stellen der Erdoberfläche kontinuierliche Radonmessungen durchführt, von einem Prognoseinstrument weit entfernt. Der Messansatz von Herrn Guiliani sollte nach seiner neuerlichen Warnung nach wissenschaftlichen Methoden untersucht werden, um entweder seine Untauglichkeit nachzuweisen oder aber um seine Einsatzmöglichkeiten in einer vernetzten Erdbebenwarnung beweisen zu können.