Karten lokal
Vor nicht allzu langer Zeit existierten Karten und Pläne jedweder Art nur auf Papier. Dies galt auch für kartographische Darstellungen von allgemeinem öffentlichen Interesse. Oftmals konnten Bürger beispielsweise nur vor Ort bei den jeweils zuständigen Verwaltungen Einsicht in diese Karten bzw. großformatigen Pläne nehmen.
Dieser Zustand hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Die Digitalisierung des Kartenbestandes und die Einbindung geographischer Informationen in Datenbanksysteme ermöglichen es, Informationen über Internet einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Fast jede Stadt oder Gemeinde stellt heute sogenannte thematische Karten auf ihrer
Internetseite der Allgemeinheit zur Verfügung. Die Inhalte können sehr
unterschiedlich sein und von der Darstellung des Fahrradwegenetzes über die Lage
der städtischen Museen, der Flächennutzung bis zur Schadstoffbelastung von
Boden, Wasser oder Luft reichen.
Oftmals sind die Karten mit zusätzlichen Informationen verknüpft (z. B.:
Öffnungszeiten von Theatern o. ä., statistische Kennwerte oder
Grenzwertüberschreitungen von Schadstoffmessungen) oder beinhalten die
Möglichkeit zur Suche nach Stadtteilen oder Straßennamen.
Lokale Karten zur Radonproblematik auf Stadt- oder Gemeindeebene existieren in Deutschland bislang nur in Ausnahmefällen.
Die sächsische Landeshauptstadt Dresden stellt u.a. Informationen zum Themenbereich Radioaktivität zur Verfügung. Im Umweltbericht 2001 - 2004 wird die Klassifizierung des Stadtgebietes in Radonverdachtsgebiete beschrieben, d. h. es erfolgt eine Einstufung in Abhängigkeit von der möglichen Radonaktivitätskonzentration in der Bodenluft.
Eine hohe Radonklasse bedeutet, dass in Gebäuden mit einer erhöhten
Wahrscheinlichkeit Radonkonzentrationen über dem bundesdeutschen Mittelwert von
50 Bq/m3 zu finden sein werden.
Demnach werden nahezu 20 % des Stadtgebietes als sehr hoch (Bodenluftkonzentrationen
über 100 kBq/m3) und hoch bewertet (Konzentrationen zwischen 30 und
100 kBq/m3). Radonkonzentrationen zwischen 15 und 30 kBq/m3 werden
als erhöht bezeichnet, Werte unter 15 kBq/m3 als vernachlässigbar.
Die daraus resultierende Radonrisikokarte wurde im Umweltatlas 2000
veröffentlicht, ist aber leider nicht im Internet verfügbar.
In Dresden wurde daraufhin die Radonproblematik bei der Bauleitplanung
berücksichtigt. Im Rahmen der Erstellung von Bebauungsplänen soll u. a.
der Schutz des Menschen vor schädlichen Umwelteinwirkungen - und hierzu zählen
nach Bundesimmissionsschutzgesetz auch Strahlen - bedacht werden.
In der Praxis ist daher vorgesehen, in Baugebieten mit der Einstufung in die Risikoklasse
erhöht, hoch und sehr hoch im Baugrund Messungen der Radonkonzentration in
der Bodenluft sowie der Gaspermeabilität vorzunehmen und aus den Resultaten die
Einordnung in die Radonklassen vernachlässigbar, normal, hoch und sehr hoch
abzuleiten. In Abhängigkeit von dieser Einstufung werden Anforderungen an die
Bauausführung von Neubauten gestellt. Für die Klassen hoch und sehr hoch sind
Maßnahmen zum radongeschützten Bauen vorgesehen (s. a. Vortrag
"Erfahrungen zum Thema Radon in der kommunalen Bauleitplanung", Korndörfer,
von Strauwitz 2006).
Als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen hat die Stadt Hagen eine interaktive Radonbelastungskarte auf ihre Internetseite gestellt. Ausgangspunkt für die Generierung dieser Karte waren stark erhöhte Radonraumluftmesswerte in Schulen und Kindergärten, die im Rahmen einer übersichtsmesskampagne festgestellt wurden.
In der Karte sind diejenigen Stadtbereiche markiert, in denen aufgrund der geologischen
Verhältnisse flächenhaft erhöhte Radonkonzentrationen in der Bodenluft
bekannt sind. Diese stellen eine starke Radonquelle dar, so dass Maßnahmen zum
radonsicheren Bauen bei Neubauten bzw. Messungen in bereits existierenden Gebäuden angeraten
sind.
Zudem wurde ein Merkblatt
Radon in Gebäuden erarbeitet, das interessierten Bürgern weitergehende
Informationen zur Radonproblematik gibt und zum Herunterladen im Netz zur Verfügung
steht.
Auch die Stadt Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) gibt mittlerweile den Bürgern auf
ihrer Umwelt-Internetseite
Informationen zur Radonproblematik. Vergleichbar der benachbarten Stadt Hagen sind auf einer
Karte geologische Schichtglieder im Stadtgebiet markiert, über denen - bedingt durch den
geologischen Untergrund - erhöhte Radonkonzentrationen in Häusern auftreten
können und daher Messungen in Wohngebäuden empfohlen werden. Auch in Iserlohn ergaben
Radonmessungen in Schulen und Kindergärten in diesen Bereichen z. T. stark
erhöhte Werte in Aufenthaltsräumen der untersuchten Gebäude.
In der Informationsbroschüre
"Radon
– natürlich und gefährlich" sind die wichtigsten Aspekte zu diesem
Innenraumschadstoff zusammengefasst; diese kann kostenfrei aus dem Internet heruntergeladen
werden.
Die Stadt Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) hat detaillierte Untersuchungen der
Radonaktivitätskonzentration in der Bodenluft im gesamten Stadtgebiet durchführen
lassen.
Resultat war die Generierung einer
Radon-Potenzialkarte, die auch auf der Internetseite der Stadt einzusehen
ist.
Datenbasis für die Erstellung der Karte waren repräsentative Feldmessungen der Radonkonzentration in der Bodenluft über allen relevanten geologischen Schichtgliedern im gesamten Stadtgebiet. Anhand der Höhe der gemessenen Radonkonzentrationen erfolgte eine Klassifizierung des Stadtgebietes in sogenannte Radonvorsorgegebiete I bis III. Höhere Radonkonzentrationen in der Bodenluft bedeuten eine stärkere Quelle im Untergrund, wodurch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Gebäuden mit erhöhten Raumluftgehalten ansteigt. Dementsprechend werden für jede Klasse unterschiedlich dringliche Empfehlungen zur Durchführung von Raumluftmessungen in bereits bestehenden Gebäuden gegeben. Hierbei ist zu beachten, dass aber auch die Bauweise und der Zustand der Bausubstanz (z. B.: Baualter, Vorhandensein eines Kellers, Art der Baumaterialien) eine Rolle spielen.