Migration
Mit Migration wird die Bewegung von Radon durch Gesteine und Böden bezeichnet, die von den geomechanischen und hydrologischen Verhältnissen im Untergrund (Permeabilität, KlÜftung, Strömungsrichtung von Grundwasser und Bodenluft) bestimmt wird.
Der Hauptmechanismus ist die Diffusion, zu der eine advektive Komponente hinzutreten kann. Bei der Diffusion erfolgt ein Massentransport der Radonatome durch Intergranularräume, Kapillaren und Feinporen, der durch eine Dichte- und/oder Konzentrationsgradienten ausgelöst wird und dessen Reichweite von der Art des Porenraummediums und der Konnektivität des Porenverbandes abhängig ist. Bei Feldmessungen der Radonaktivitätskonzentration in der Bodenluft liefert dieser diffusive Radonanteil den geogenen Untergrund ("background"), seine Quelle ist der Radiumgehalt im Boden in unmittelbarer Nähe des Messpunktes. Radiumanreicherungen sind die Ursache fÜr das - meist räumlich begrenzte - Auftreten geochemischer Radonanomalien.
Bei der Advektion wird Radon passiv mit Trägermedien wie Grundwasser oder Bodengasen (z.B.: CO2, CH4) entlang lokal Überhöhter Wegsamkeiten transportiert. Der advektive Radonanteil ist Ursache fÜr die Entstehung struktureller Radonanomalien. Im Festgestein kanalisieren Kluftsysteme oder Verwerfungen den Strom radonhaltiger Gase oder Grundwässer und können zu einer sehr inhomogenen Radonverteilung mit weitreichender Verschleppung von der Quelle fÜhren.
Die Abbildung zeigt eine geologische Profilskizze mit Bodenluftmessungen am Sayner Sprung am Rande des Neuwieder Beckens. Die Gasanomalie bei 15 m verdankt ihre Entstehung einem aufsteigendem Gasstrom entlang der Beckenrandstörung zwischen dem unterdevonischen Grundgebirgssockel und den känozoischen Lockersedimenten der BeckenfÜllung, die Anomalien bei 50 und 80 m werden durch Entgasungen Über den staffelförmigen Versätzen der känozoischen Sedimente im Inneren des Beckens verursacht. Der parallele Gang der Radon- und CO2-Konzentrationen zeigt, dass Kohlendioxid als Transportmedium fÜr Radon fungiert.