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Allgemeine Informationen

Lunge schematisch Die gesundheitliche Gefährdung des Menschen durch die Inhalation von Radon in Gebäuden ist mittlerweile unbestritten. Zahlreiche internationale und nationale Gesundheits- und Strahlenschutzbehörden bestätigen dies. Neben dem Rauchen gilt Radon als die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.

So hat beispielsweise die Weltgesundheitsbehörde (WHO, World Health Organization) Radon in ihren aktuellen Air Quality Guidelines als einen Innenraumschadstoff beschrieben. Die WHO warnt vor erhöhten Radonkonzentrationen in Gebäuden, die eine weit verbreitete Gesundheitsgefährdung darstellen, jedoch allgemein unterschätzt werden. Viele Menschen seien sich gar nicht bewusst, tagtäglich - sowohl zu Hause als auch am Arbeitsplatz - dieser Gefahr ausgesetzt zu sein.

Aus diesem Grund hat die WHO im Jahr 2005 in Zusammenarbeit mit zahlreichen Ländern ein International Radon Project gestartet, das eine Reduzierung der Radongefährdung der Bevölkerung zum Ziel hat. Die WHO sieht ihre Aufgabe in der Bewertung möglicher gesundheitlicher und ökologischer Risiken sowie der Aufklärung der öffentlichkeit. Grundsätzlich sei die Messung der Radonbelastung in Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden ein erster sinnvoller Schritt, zu dem auch nationale Entscheidungsträger den Menschen raten sollten.

Im September 2009 hat die WHO ihr "WHO Handbook on Indoor Radon" veröffentlicht (direkter download der PDF-Version) in dem entsprechend dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand konkrete Empfehlungen zur Begrenzung der Innenraumbelastung durch Radon gegeben werden. Als Ergebnis weltweiter epidemiologischer Studien bestätigt die WHO, dass Radon in Innenräumen nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs darstellt. Da die meisten Menschen eher niedrigen und durchschnittlichen Radonkonzentrationen in ihren Häusern ausgesetzt sind, tritt die Mehrzahl der Lungenkrebserkrankungen auch bei Expositionen in dieser Höhe auf und nicht – wie oftmals, aber unrichtigerweise angenommen – bei sehr hohen Radonkonzentrationen. Daher empfiehlt die WHO eine Radonkonzentration von 100 Bq/m3 in Wohngebäuden, die nicht überschritten werden soll.

In Deutschland versuchen das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) seit einiger Zeit verstärkt, die Radonproblematik in der öffentlichkeit zu thematisieren und auf die o. g. Gefährdung hinzuweisen. Dabei wird auch ein Referenzwert von 100 Bq/m3 propagiert.

Bei Lungenkrebs handelt sich um eine bösartige, kaum zu therapierende Form des Krebses, die daher fast ausnahmslos binnen kurzer Zeit nach der Diagnose zum Tode führt. Aus diesem Grund kommen präventiven Maßnahmen große Bedeutung zu, will man die Zahl der Neuerkrankungen verringern. Hierzu zählt die Aufklärung der Bevölkerung über die Schädigung der eigenen Gesundheit durch Rauchen - und auch der von Dritten durch Passivrauchen -, aber auch die Reduzierung der Radonkonzentration in Gebäuden.

Von ganz besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang eine Abschätzung des BfS, dass in Deutschland ca. 50.000 Kinder und Jugendliche in Wohnräumen leben, die eine Radonkonzentration oberhalb des europäischen Referenzwertes für bestehende Gebäude von 400 Bq/m3 aufweisen!
Die Anzahl der öffentlichen Gebäude, in denen dieser Personenkreis einer ebenso hohen Radonkonzentration ausgesetzt ist, kann nicht exakt beziffert werden. Man geht jedoch davon aus, dass ca. 20.000 Kinder und Jugendliche bei ihrem regelmäßigen Aufenthalt in Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen, Jugendheimen u. ä. davon betroffen sind. Eine gezielte Betrachtung dieser speziellen Personengruppe ist notwendig, weil international übereinkunft darüber besteht, dass das Krebsrisiko durch ionisierende Strahlung - wie beispielsweise durch die Inhalation von Radon- für Kinder etwa doppelt so hoch wie für Erwachsene ist.

Die größte gesundheitliche Gefährdung geht nicht vom radioaktiven Edelgas Radon selbst, sondern von seinen kurzlebigen - ebenfalls radioaktiven - festen Zerfallsprodukten aus. Hierzu zählen beispielsweise Po-218 (Halbwertszeit: 3,05 min), Bi-214 (Halbwertszeit: 19,9 min) oder Pb-214 (Halbwertszeit: 26,8 min). Die Zerfallsprodukte sind kurzzeitig elektrisch geladen und lagern sich an Aerosolen und Staubkörnern in der Luft an. In dieser Form gelangen sie in die Lunge. Radon selbst wird sehr schnell wieder ausgeatmet, wohingegen die Zerfallsprodukte am Lungen- und Bronchialgewebe "haften" bleiben. Hier führt ihr Zerfall zu einer intensiven Strahlenbelastung des umgebenden Bronchialepithels.

Den "Weg" von einer gemessenen Radonaktivitätskonzentration in der Raumluft zur effektiven Dosis zeigt exemplarisch das folgende Schema (aus: BfS: Strahlung und Strahlenschutz, 1999).

Dosisbegriffe

Dosisbegriffe Nach einer Studie des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit (GSF) ergeben sich folgende Mittelwerte (Zahlen aus: gsf mensch+umwelt: Strahlung im Alltag, 7. Ausg., 1991):

Aktivitätskonzentration in der Raumluft in der BRD:
Radon: ca. 50 Bq/m3
Radonfolgeprodukte: ca. 15 Bq/m3

Jährlich inhalierte Aktivität:
Radon: ca. 250.000 Bq
Radonfolgeprodukte: ca. 300.000 - 400.000 Bq

Jährliche äquivalentdosis:
Bronchaltepithel: 15 - 20 mSv
Pulmonärer Bereich: 2 - 3 mSv
Anderes Körpergewebe: 0,03 - 0,3 mSv

Effektive Dosis:
Radon: ca. 0,05 - 0,07 mSv
Radonfolgeprodukte: 1,0 - 1,4 mSv

In diesem Zusammenhang stellt sich die grundsätzliche - und sehr kontrovers diskutierte - Frage nach möglichen Wirkungen niedriger Strahlendosen auf den menschlichen Organismus. Konkret bedeutet dies: Wird das Strahlenrisiko in diesem Bereich über- oder gar unterschätzt?

Lediglich die Strahlenwirkungen nach Expositionen mit hohen Dosen wie beispielsweise bei den überlebenden der Atombombenabwürfe in Japan sind allgemein anerkannt. Extrapolationen aus diesem Dosisbereich zu niedrigen Strahlendosen sind jedoch umstritten. Es existieren grundsätzlich unterschiedliche "Lehrmeinungen" bzw. Modelle. Ein Modell geht davon aus, dass es für radioaktive Strahlung keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen sie für den Menschen ungefährlich ist. Daneben wird propagiert, dass - wie für chemische Schadstoffe - ein Schwellenwert existiert, unterhalb dessen keinerlei schädliche Wirkungen für den Organismus auftreten, weil körpereigene Reparatursysteme dem entgegen wirken. Es wird jedoch auch die Meinung einer biopositiven, d. h. heilsamen Wirkung geringer Strahlendosen vertreten.

Völlig konträr dazu wird neuerdings diskutiert, ob nicht sogar eine erhöhte Zellschädigung im Niedrigstrahlenbereich (Phänomen des Bystander-Effektes) auftritt.

Bislang existiert kein definitiver Nachweis für die Richtigkeit der einen oder der anderen Position. Aus Gründen der Praktikabilität gehen internationale Fachgremien daher von einer linearen Dosis-Wirkungsbeziehung ohne Schwellenwert (LNT-Modell) aus. Auf dieser Annahme beruhen entsprechende Berechnungen möglicher Strahlenbelastungen mit daraus resultierenden Empfehlungen, Richt- oder Grenzwerten. Für den Einzelnen bedeutet dies, dass sinnvollerweise die Strahlenbelastung so weit wie möglich gesenkt werden sollte. Dies ist beispielsweise im medizinischen Sektor, aber auch mit der Reduzierung der Radonbelastung in Häusern zu erreichen.

In neuester Zeit wird zunehmend diskutiert, ob Radon auch andere Krebsarten (z.B. im Nasen- und Rachenraum), Leukämie, degenerative Krankenheiten des Nervensystems oder im Gehirn (z.B.: Multiple Sklerose, Alzheimer, Parkinson) oder gar Folgeschäden bei Nachkommen radon-exponierter Personen verursachen kann. Diese Fragen sind zur Zeit jedoch noch ungeklärt; entsprechende Untersuchungen befinden sich erst im Anfangsstadium.

 

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